WMT: Wie On-Demand Manufacturing Start-ups zu Innovationsmaschinen macht

Deutschland ist das Land der Tüftler. Schlaue Köpfe, die neue Ideen nicht nur erträumen, sondern auch technisch zur Perfektion bringen, sind der Grundstein unseres Wohlstands. Gerade junge Unternehmen mit gutausgebildeten Mitarbeitern sind Treiber von Innovationen. Aber auch an der Zusammenarbeit mit Innovatoren hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan.


Den Wert von Innovation, Umsetzungsorientierung und einem Feingefühl für den Zeitgeist haben auch viele Konzerne in den letzten Jahren erkannt. Acceleratoren, Venture-Fonds und Innovationscluster wurden aus dem Boden gestampft, um im Wettbewerb um die Geschäftsmodelle und Technologien der Zukunft Schritt halten zu können. Dabei ist klar zu erkennen, dass die rein technisch orientierte Auftragsforschung an Forschungsinstituten zunehmend an Bedeutung verliert. Der Trend geht zur ganzheitlichen Entwicklung, bei der Geschäftsmodelle, schnelle Validierungen über Prototypen und ein unternehmerisches Denken vorausgesetzt werden. Wer könnte dafür besser geeignet sein als Startups, die Unternehmertum selbst gelebt und erfahren haben?


Ein Musterbeispiel ist hier die Firma WMT aus Stuttgart. Hier wird entwickelt, umgesetzt und erprobt. Eine super Firma also um ein Interview mit den Geschäftsführern zu führen. Viel Spaß beim Lesen!

Hier ist das Interview mit WMT

Paul: Was habt ihr für eine Historie bei WMT?

Wir hatten zuvor im Tech-Start-Up eMovements den elektrischen Rollator ello entwickelt, produziert und vermarktet. Nach finanzieller Schieflage der Unternehmung und deren Liquidierung, wollten wir einfach das weiter verfolgen, was wir jahrelang mit Herzblut betrieben hatten: innovative Produkte entwickeln. Die WMT Gmbh mit dem Slogan „Wir machen Technik“ wurde 2019 gegründet und konnte direkt mit Kunden, Partnern und Lieferanten aus dem vorhandenen Netzwerk starten.

Matthias Geertsema


Paul: Was konntet ihr aus euren beiden Geschäftsunternehmungen bisher lernen?

Im Grunde lassen sich unsere Learnings auf drei Slogans verdichten: 1. Vertraue dich Spezialisten an – du kannst nicht alle Probleme der Entwicklung selber regeln. 2. Halte die Fixkosten für deine Unternehmung klein. 3. Gestalte Produkte früh sensitiv mit dem Markt – sowohl wirtschaftlich als auch funktional.

 

Paul: Ihr entwickelt ja vor allem Produkte für die eMobilität und bringt euer mechatronisches Know-How für Kunden ein. Was ist bei Hardware und mechatronischen Konzepten besonders herausfordernd?

Jedes Gewerk muss informiert sein über das große Ganze. Ein gutes Projektmanagement gehört also dazu. Wir arbeiten viel kollaborativ und remote, es gibt viele Vorlagen und Automatisierungen, die das Leben einfacher machen. Das Team hinter solchen Entwicklungen muss also auch aus breit aufgestellten Spezialisten bestehen. In dieser Hinsicht sind wir durch unsere Erfahrungen ein eingespieltes Team, das für Kunden auf Abruf bereit steht.

 

Paul: Welche Kunden arbeiten denn mit Euch und wie habt Ihr sie von Euch überzeugt?

Wir sind sehr schnell. Sowohl schnell verfügbar, als auch mit den Projektabgaben. Änderungen werden sprichwörtlich über Nacht eingepflegt. Da kann auch mal die spontane Präsentation beim Kunden dazwischenkommen und wir geben dafür nochmal richtig Gas. Generell sind wir immer hungrig auf neue Projekte und spannende Entwicklungen. Der Funke springt dann wohl gerne mal über. Unsere Kunden kann man entsprechend auch kaum auf einzelne Branchen reduzieren, das Mindset und die Geschwindigkeit sprechen aktuell viele im Wandel steckende Industrien an, ihre Produkte auszubauen.

Einige Projektbeispiele bei WMT

Paul: Auf welches Projekt aus der Vergangenheit seid ihr denn besonders stolz?

Aktuell steht die dritte Generation in der Werkstatt: der autonome Scooter des IST der Universität Stuttgart. Ein Meisterwerk der Disziplinen: Mechanik, Elektronik, Software, Regelungstechnik, Sensorik.
Grundlegen sind wir aber auf alle Projekte stolz. Da stecken wir von der ersten Skizze bis zur Abgabe Herzblut rein. Die Ingenieure entwickeln und bauen gleichzeitig auf. Das schult den Pragmatismus beim Entwickeln.

 

Paul: Du sprichst den Zusammenbau der Prototypen an. Welche besonderen Herausforderungen hat man denn als Startup bei der Fertigung, wenn man Hardware entwickelt?

Meistens gibt es einen hohen Erwartungsdruck der Stakeholder. Das können Investoren sein, Fördergremien, nahende Messen, Kunden… Also ist das Zeitfenster der Entwicklung schon klein gehalten, das Budget eh. Da bleibt oft nicht viel Zeit für die sehr wichtige Phase der Beschaffung. Fertigungsdaten müssen sauber exportiert werden, Zeichnungen erstellt, Fertiger gefunden und informiert werden. Dabei steht der Fokus auf die Wirtschaftlichkeit ebenso wie auf die Zeitschiene.

 

Paul: Wie löst ihr das Problem der Beschaffung von Fertigungsteilen als Start-up?

Die transparenten Preise von Online-Fertigern sind teils in Sekunden verfügbar und preislich unschlagbar. Viele Auswahlmöglichkeiten machen den Bezug von Bauteilen kinderleicht. Die Kommunikation ist dafür ein Pluspunkt bei klassischen regionalen Anbietern – nicht, dass man keine Ansprechpartner hätte. Aber es ist online natürlich bedeutend anonymer. So können wir selbst austarieren, welche Komponenten wir in welcher Phase, wo beschaffen. Das ist ein enormer Wettbewerbsvorteil, schnell und dynamisch Bauteile beschaffen und erproben zu können.

 

Paul: Ihr seid ja in Stuttgart beheimatet. Eine Region, die stark von der Fertigung lebt. Glaubst du, Stuttgart hat das Potenzial seine Stärken in der Fertigung in digitale Lösungen zu überführen?

Ich kann nur schon aus Erfahrung von einigen Partnern aus der Region sprechen, die sich digital wunderbar aufstellen. Generell dürften das auch gerne noch mehr Anbieter machen. Potential ist auf jeden Fall auf der fachlichen Seite massiv vorhanden. Für unsere Generation wird es bald selbstverständlich sein, online zu bestellen – ich hoffe, die Fertiger hören die Zeichen der Zeit.

 

Paul: Wird der Wandel von Startups wie Laserhub und Instawerk kommen oder eher von großen Playern?

Jeder Anbieter hat seine Vor- und Nachteile. Die Anbeiter wachsen mit den eigenen Anforderungen mit. Ich denke, der Markt wird schon durch die jungen Wilden aufgemischt. Es wird sich dann aber, wie bei bekannten Brokerplattformen, zunächst auf etablierte Fertigungspartner gestützt, bis der Wandel plötzlich vor der Tür steht.  

 

Digitalisierung und Maschinenbau: Welches weiteres Potenzial siehst du in der Digitalisierung der Fertigung aus Endkundensicht?

Als Endkunden ist es uns so gesehen egal, wo unsere Teile herbekommen. Allerdings ist die oben benannte Transparenz ein toller Benefit für alle Beteiligten. Kosten in der Entwicklung, Kleinserie und sogar für Serien können besser abgeschätzt werden. Fertigungszeiten sind ebenso einsehbar, was in den heutigen Zeiten der Lieferengpässe auch seinen Stellenwert hat.

 

Weitere Impressionen