Effiziente Zusammenarbeit in der Kunststoffverarbeitung

Wie die Plattform ToolPlace WErkzeugmacher und Kunststoffverarbeiter mit KI zusammen bringt

Paul Kühn

freiberuflicher Berater zur Digitalisierung im Maschinenbau.

This article is also available in English on my Medium account!

Wenn euch der Artikel gefällt, followt mich gerne auf LinkedIn!

 



In meinem Blog habe ich schon so einiges über die Auswirkungen von Plattformgeschäftsmodellen auf die Welt der Fertigung geschrieben. Seit Jahren fasziniert mich, wie die industrielle Wertschöpfung Stück für Stück von der Digitalisierung und der Online-Verfügbarkeit erfasst wird. Dabei sehe ich gerade für kleinere Unternehmen einen großen Vorteil darin, durch die hohe Verfügbarkeit und Transparenz Innovationen effizienter, schneller und kostengünstiger in die Realität zu bringen.

 

Im Gespräch mit dem Gründer von TOOLPLACE, Christian Götze, wurde mir schnell klar, dass sich nicht nur die Lohnfertigung im Wandel befindet, sondern die gesamte Wertschöpfungskette in einzelnen Branchen. Das sehr, sehr lesenswerte Interview mit dem Branchenexperten findet ihr untenstehend.


Hallo Herr Götze, wollen Sie sich kurz vorstellen?

Sehr gern, mein Name ist Christian Götze, ich bin 36 Jahre alt. Ich habe Maschinenbau studiert an der TU in Dresden und habe dann in einem berufsbegleitenden Studium zusätzlich noch einen ergänzenden Abschluss in Betriebswirtschaft erlangt.

Meine berufliche Karriere habe ich direkt nach dem Studium in der Schweiz gestartet, bei der Firma Georg Kaufmann Formenbau AG. Dort habe ich verschiedene Positionen durchlaufen dürfen und war die letzten Jahre verantwortlich für die Bereiche Innovation und Vertrieb.

Christian Götze,
Gründer von TOOLPLACE


Nach über 10 Jahren im Angestelltenverhältnis habe entschieden mich selbstständig zu machen und mit TOOLPLACE eine digitale Lösungen aufzubauen die hilft, die existierende Kluft zwischen Kunststoffverarbeitern und Spritzgießwerkzeugmachern zu schließen.

Auszug aus Plattform

Wie waren denn die ersten Monate als Selbstständiger für Sie?

 

Das ist eine sehr gute Frage, die sich auch gar nicht zu schnell beantworten lässt. Auf der einen Seite ist die vergangene Zeit geprägt gewesen von sehr vielen neuen und spannenden Situationen. Man merkt erst mal wie umfangreich doch das gesamte Unternehmertum ist und obwohl man sich gut vorbereitet fühlt, sind doch viele Situationen da, mit denen man nicht gerechnet hat.


Gleichzeitig ist es aber extrem motivierend wenn man mit Kunden über seine Ideen spricht, offen nach Feedback fragt, und dann von verschiedenen Richtungen immer wieder gute Vorschläge kommen wie man die eigenen Vorgehensweisen und Überlegungen verbessern kann. So dass sie schlussendlich sowohl für den Kunden, als auch für TOOLPLACE, eine bessere Lösung bieten.


Am meisten überrascht hat mich der Zuspruch und die Hilfsbereitschaft aus meinem Netzwerk. Aus verschiedenen Richtungen wurde mir sogar proaktiv Hilfe angeboten, obwohl ich gar nicht danach gefragt hatte, das ist eine sehr tolle Erfahrung. Aber generell glaube ich, dass mir die Erfahrung aus meinem Entwicklungsumfeld bei der Georg Kaufmann Formenbau AG hier sehr weitergeholfen hat. Ich bin es gewöhnt, Dinge im Markt abzuklären, gesetzte Hypothesen zu diskutieren und schlussendlich so anzupassen dass sie im Markt Anklang finden.

A propos Markt: Welche Herausforderungen bestehen denn aktuell in der Werkzeugindustrie?

 

Die Werkzeugbaubranche, spezifisch hier im deutschsprachigen Umfeld, befindet sich an einem Scheidepunkt. Auf der Werkzeugmacher-Seite haben wir es mit Unternehmen zu tun, bei denen die große Mehrheit sehr klein ist. Dadurch sind ihre Mittel und Möglichkeiten des aktiven Marketings und Vertriebes sehr begrenzt. Gleichzeitig sehen wir auf der Kunststoffverarbeitung Seite einen starken Wettbewerbsdruck, der zunehmend dazu führt, dass auch Stabstellen wie zum Beispiel ein strategischer Einkauf reduziert werden und somit immer weniger Personal für Lieferantensuche, -qualifizierung und -entwicklung vorhanden ist. Diese beiden Entwicklungen führen dazu, dass Kunststoffverarbeiter wenig neue Lieferanten finden und Werkzeugmacher nur sehr schwer neue Kunden gewinnen können. Das heißt eine klassische Pattsituation entsteht. Als mir diese Situation bewusst geworden ist, habe ich entschlossen mit TOOLPLACE eine Lösung zu schaffen die genau diese entstehende Lücke schließen wird.

Verbesserte Auslastung durch Plattformen

Reichen die aktuellen Effizienzbemühungen in der Spritzgussbranche in Deutschland aus, um gegen die steigende Qualität in Asien anzukommen?

 

Ich glaube, die Bemühungen hinsichtlich Effizienz sind sowohl bei Kunststoffverarbeitern als auch bei Werkzeugmachern sehr wichtig. Denn nur mit einer hohen Effizienz ist man in dem Hochlohnland, wie zum Beispiel Deutschland, konkurrenzfähig. Aber effiziente Prozesse sind nicht ausschließlich der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg.


Schauen wir zum Beispiel auf die Werkzeugmacher: An vielen Stellen wird bei der Effizienz vor allem bei den internen, wertschöpfenden Prozessen angesetzt. Dabei ist es aber nicht ausreichend, wenn ich ein Werkzeug sehr effizient herstellen kann. Denn wenn ich nicht genug Aufträge in der Pipeline habe, die ich anschließend mit den sehr effizienten Prozessen abwickeln kann, dann ist dem Unternehmen auch nicht geholfen. Das heißt dass vor allem die Vertriebsaktivität auch in dieser Effizienzbemühungen mit einbezogen werden muss. Und die dafür notwendigen Investitionen im Bereich Marketing und Vertrieb sind leider für viele der sehr kleinen Firmen nur schwer zu stemmen.

Werfen wir einen Blick auf die Werkzeugmacher: Was wünschen Sie sich aus Ihrer Erfahrung heraus aktuell am meisten?

 

Ich würde mir wünschen, dass die Werkzeugmacher mehr für Ihre Leistung wertgeschätzt und wahrgenommen werden. Denn schlussendlich ist das Spritzgießwerkzeug eines der entscheidenden, wenn nicht sogar das entscheidende Produktionsmittel, das für den Erfolg des Kunststoffverarbeiters ausschlaggebend ist. Zusätzlich kämpfen viele Werkzeugmacher aktuell mit den rückläufigen Auftragsanzahl der Automobilbranche, so dass der Wunsch nach dem Gewinn neuer Kunden und der Erschließung neuer Märkte aufkommt.


Aber da ich gelernt habe, dass man die Änderungen, die man sich wünscht, am besten selber herbeiführt, schaffe ich mit TOOLPLACE eine Lösung, um mehr Sichtbarkeit für die Werkzeugmacher zu erzeugen und den Gewinn neuer Kunden zu erleichtern. Für dieses Projekt wünsche ich mir natürlich, dass es so schnell wie möglich zum Fliegen kommt, damit unsere Werkzeugmacher schnellstmöglich davon profitieren können.

Um einen Blick auf die Verarbeiter zu werfen: Womit wäre den Spritzgussunternehmen in Deutschland am meisten geholfen?


Die Kunststoffverarbeiter befinden sich in einem sehr harten Wettbewerbsumfeld. Viele sind nach wie vor mit einem großen Bestandteil im Automotiv-Umfeld tätig. Diese Branche hatte in den letzten Jahren mit einem Rückgang von Neuprojekten zu kämpfen. Die Corona-Pandemie und die aktuellen Lieferengpässe auf Grund des Ukraine-Krieges haben zusätzlich ihre Spuren hinterlassen. Der Fokus der Kunststoffverarbeiter liegt daher aktuell auf der Stabilisierung ihrer Produktionszahlen damit das laufende Geschäft finanziert werden kann. Zusätzlich ist der Gewinn von Neuprojekten und die Reduzierung ihrer aktuellen Kostensituation hoch auf der Agenda.

Schemata, wie TOOLPLACE Kunststoffverarbeiter unterstützen kann.

Und was treibt aktuell die Endkunden um?

Bei den Endkunden ist wohl aktuell die Versorgungsschwierigkeit mit Materialien, Halbfabrikaten und anderen Bauteilen die größte Herausforderung. Zusätzlich ist das Thema Recycling und Wiederverwertbarkeit der Rohmaterialien und Bestandteile so wichtig wie noch nie. In der Automobilbranche ist immer noch der Wandel zur Elektromobilität der Trend, der aus meiner Sicht dominierend ist. Und bei all diesen Themen darf natürlich die Wirtschaftlichkeit nicht aus dem Auge verloren werden, wodurch die Lieferketten einem enormen Druck ausgesetzt sind und Innovationen gebracht werden müssen.

Wie kann Toolplace in der aktuellen Situation helfen?

 

Da TOOLPLACE es sich zur Aufgabe gemacht hat, die existierende Lücke zwischen den Werkzeugmachern und den Kunststoffverarbeitern zu schließen, hilft TOOLPLACE im ersten Schritt diesen beiden Parteien und kann eine klassische Win-Win-Situation erzeugen, da TOOLPLACE sowohl in Richtung der Kunststoffverarbeiter, als auch der Werkzeugmacher aktiv akquiriert:


Den Kunststoffverarbeitern hilft TOOLPLACE mehr Projekte zu gewinnen und noch wirtschaftlicher zu werden. Durch den vorqualifizierten Pool an Werkzeugmachern kann TOOLPLACE den Kunststoffverarbeitern direkt zusätzliche, fachlich passende Lieferanten vorschlagen, womit die technologischen und wirtschaftlichen Zielvorgaben der Endkunden erfüllt werden können. Dadurch steigt die Chance neue Projekte zu gewinnen.


Zusätzlich wird die Funktionalität der Plattform verschiedene manuelle Arbeitsschritte, wie z.B. den Angebotsvergleich automatisieren, was eine deutliche Reduzierung des Werkzeug-Beschaffungsprozesses ermöglichen wird. Dadurch kann die Wirtschaftlichkeit des Einkaufsprozesses verbessert werden.


Den Werkzeugmachern hilft TOOLPLACE; in dem sie neue Kunden gewinnen können, ohne selber vertrieblich aktiv sein zu müssen. Der Matching-Algorithmus von TOOLPLACE ordnet den Werkzeugmachern dabei automatisiert Anfragen zu, die direkt zu ihrem hinterlegten Kompetenzprofil passen. Somit ist kein zusätzlicher Aufwand für Vertrieb und Marketing mehr nötig.

Wie bewerten Sie denn allgemein die Welt der Online-Fertiger wie InstaWerk oder das Plattformgeschäft, wie Sie es bei Toolplace betreiben?

 

Ich sehe die Welt der „Online-Fertiger“ und/oder das Plattform-Geschäft allgemein als ein sehr sinnvolles Modell für die verschiedensten Branchen. Klassischerweise profitieren davon vor allem die Kunden und die kleineren Lieferanten, da sie gegenseitig sichtbarer werden und sich dadurch besser vernetzen können.  


Ich glaube, dass dies eine clevere Art der Kombination von digitalem und analogem-Vertrieb ist. Der digitale Kanal wird dabei zur Kontaktanbahnung verwendet und anschließend trotzdem analog Kontakt zwischen Menschen zugelassen, wenn es das Geschäftsmodell erlaubt, wie z.B. bei TOOLPLACE. Somit besteht auch die Möglichkeit, dass man diese Funktionalitäten eben auch für erklärungsbedürftige Produkte verwenden kann.

Danke, Herr Götze für das sehr aufschlussreiche Gespräch und viel Erfolg weiterhin!

Jetzt anmelden und immer informiert bleiben zur Digitalisierung der Fertigung.

* indicates required

Weitere Artikel zu Plattformen in der Fertigung